Vanessa Wagner | Im Dreck

Jeder scheint autonom, selbständig, möchte selbst entscheiden, seine eigene Meinung bilden, selbstbewusst und autonom.... gerade die Jungen Menschen...sie wollen selbst entscheiden im Labyrinth der Möglichkeiten, etwas darstellen, etwas sein!

29Jun

Doch entscheiden wir selbst? Entscheiden wir gemeinsam? Sind wir nur Mitläufer mit dem Glauben an Mitbestimmung? Entscheiden wir selbst oder was geschieht wirklich? Was ist wirklich? Individuen? Kollektiv? Wo ist die Gemeinschaft? Was ist Gesellschaft? Zusammenleben? Verschwindet nicht auch alles ein wenig im „Schlamm/Dreck"? Blind unter der Oberfläche und eine eigene Ordnung bildend, von der wir eigentlich nur ahnen können. Sind wir nicht alles nur blinde Würmer mit Smartphone in der Tasche, die vorsichtig genau den Weg graben, den sie aufgreifen sollen? Und sind wir nicht doch alle (ein bisschen) blind? Geht Mitbestimmung ohne uns auch mal die Finger schmutzig/ dreckig/schlammig zu machen? Oder sitzen wir auch nur hinter einer dicken Scheibe aus Glas?

Vanessa Wagner möchte mit Ihrer Installation diese Fragen aufwerfen und uns auch auf Wesentliches zurückwerfen.

Vanessa Wagners Objekte und Performances laden zunächst stets mit einer übersprudelnden Verspieltheit zum betrachten, verweilen und anfassen ein. Skurril auf die Spitze getriebene Alltäglichkeiten und vertraute Gegenstände werden palimpsestiert mit einer wild assoziierten, schreienden Komik, die gleichermaßen unterhaltsam wie verstörend, tiefere ritualistische Schichten des scheinbar Vertrauten freilegt - seien es Kindermatratzenkraken, Strumpfhosenkorallen, surrealistisch anmutende Kostüme oder schreckliche Selfies und Kinderlieder. Vanessa Wagner spiegelt darin immer wieder auch ihren Alltag als alleinerziehende Mutter im Spagat zur Berufstätigkeit als Erzieherin und Kunststudentin. Damit äußert sie immer wieder Kritik an Gesellschaftsformen und Rollenstrukturen von Müttern und der klassischen Kernfamilie.